Die Abszessspaltung: wenn die Bildung von Eiter gefährlich wird
Seit vielen Jahrhunderten ist Medizinern bewusst, dass mit Eiter gefüllte Hautbereiche oder Körperpartien eröffnet werden müssen. „Ubis Pus, ivi evacua“ – wo Eiter ist, muss auch eröffnet werden: diese Devise ist in der Medizin anerkannt und wird von Ärzten entsprechend praktiziert. Bei kleinen Eiteransammlungen wie Pickeln oder Furunkeln ist nur Geduld gefragt. In diesen Fällen genügt es abzuwarten, bis die über dem Eiter befindliche Haut von allein einreißt und die Flüssigkeit abfließt. Liegt hingegen ein größerer Abszess – eine mit Eiter abgeschlossene Gewebshöhle – vor, muss dieses Krankheitsbild chirurgisch behandelt werden. Normalerweise ist eine Abszessspaltung ein vergleichsweise kleiner Eingriff, der ambulant unter Lokalanästhesie durchgeführt wird.
Formen eines Abszesses
Abszesse werden verursacht, indem Krankheitserreger in den Körper eindringen. Das Krankheitsbild wird nach seiner Lokalisation unterschieden:
- Hautabszesse als Folge kleiner Verletzungen (zumeist kleinflächig)
- unter der Haut befindliche (subkutane) Abszesse, hervorgerufen durch Injektionen oder Fremdkörper (Erkrankung an der Unterhaut)
- Furunkel bzw. Follikulitis (an Haarwurzeln entstehende Eiteransammlungen)
- Schweißdrüsenabszesse in Achselhöhlen
- Abszesse im Analbereich
- vereitertes Nagelbett (Panaritium bzw. Umlauf)
Wann wird die Abszessspaltung vorgenommen?
Betroffene sollten Chirurgen konsultieren, falls sie an Gewebe mit einem entzündeten Knoten leiden, der sich entweder vergrößert oder innerhalb einer Woche nicht von allein abheilt. Zu Beginn der Behandlung ist es durchaus möglich, dass ein Mediziner folgende Maßnahmen empfiehlt:
- Ruhigstellung
- Bestrahlungen mit antientzündlichem Effekt
- feuchte Umschläge mit antiseptischen Wirkstoffen
Gegenanzeigen für den Eingriff sind nicht bekannt.
Erbringen diese allgemeinen Anwendungen nicht den gewünschten Erfolg, ist vermutlich eine Abszessspaltung in Form einer Inzision oder Exzision notwendig. Liegt die Erkrankung im Analbereich oder Schweißdrüsenabszesse vor, bedürfen diese Krankheitsbilder stets einer sofortigen chirurgischen Behandlung.
Tipp der Redaktion: Ärzte raten von den allgemeinen Maßnahmen zur Behandlung eines Abszesses ab, wenn Patienten bereits Anzeichen einer Allgemeininfektion aufweisen. Mögliche Symptome sind Fieber oder entzündete Lymphgefäße, die an geschwollenen Lymphknoten oder vom Eiterherd fortführenden roten Linien erkennbar sind.
Vor der Spaltung: worauf müssen Patienten achten?
Häufig erhalten Patienten und Patientinnen vor der Operation Antibiotika, die Betroffene unbedingt nach Vorschrift zu sich nehmen sollten. Mediziner raten eindringlich davon ab, die Eiterherde mit scharfen oder spitzen Gegenständen in Eigenregie zu behandeln. Diese Empfehlung gilt vor allem für Abszesse an der Gesichtspartie. In diesem Bereich besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass sich Keime im Gehirn festsetzen. Die Folgen sind zum Teil verheerend.
Näheres zur Verfahrensweise der Spaltung des Abszesses
Die Behandlung dauert normalerweise nur wenige Minuten an. In der Regel erfolgt der Eingriff unter örtlicher Betäubung. Hat ein Arzt die zu behandelnde Körperpartie lokal betäubt, spaltet dieser im Anschluss die entsprechende Körperregion ab. Hierfür schneiden die Ärzte die über dem Eiterherd befindliche Haut mit dem Skalpell so auf, dass der Eiter entweichen kann. Falls notwendig, nehmen Chirurgen anschließend eine Spülung der Abszesshöhle vor.
Tipp der Redaktion: Üblicherweise wird die durch den Eingriff entstandene Wunde nicht vernäht. Im Bedarfsfall legen Ärzte nach dem Eingriff eine Drainage oder eine Lasche ein. Diese Maßnahmen sollen verhindern, dass die Wunde zu schnell heilt und der verbleibende eitrige Inhalt nicht mehr abfließt.
Nach dem Eingriff: worauf müssen Betroffene achten?
Die Einhaltung hygienischer Vorschriften ist nach dem Wundverschluss besonders wichtig. Denn der aus dem Körper laufende Eiterherd enthält Bakterien. Entsprechende hygienische Maßnahmen betreffen in erster Linie die Körperpflege sowie die Säuberung von Bettwäsche sowie Handtüchern. Bereits am Tag der Abszessspaltung informieren Ärzte ihre Patienten darüber, wann sie den nächsten Termin zur Kontrolluntersuchung wahrnehmen sollten. Eine sofortige Kontaktaufnahme zum behandelnden Arzt ist notwendig, falls Betroffene unter starken Schmerzen oder Fieber leiden.
Risiken der Abszessspaltung
Eine Abszessspaltung birgt vergleichsweise wenige Risiken. Das Ausmaß etwaiger Komplikationen hängt in hohem Maße von der Größe der Eitergeschwüre ab.
- Verschleppung der Therapiemethode (falls sich Keime in anderen Teilen des Körpers ausbreiten)
- Narbenbildung (bei Behandlung von größeren Abszessen)
Wer trägt die Kosten?
Eine Behandlung von Abszessen ist ein Verfahren, das im Normalfall auf medizinischer Notwendigkeit basiert. Ist die Vorgehensweise medizinisch begründet und notwendig, tragen gesetzliche sowie private Krankenversicherungen den finanziellen Aufwand für die Behandlung.
Vor- und Nachteile des Eingriffs
Eine Abszessspaltung ist eine Behandlung, die bei medizinischer Indikation durchgeführt wird. Dementsprechend trägt das Verfahren zum Erhalt bzw. zur Stabilisierung des individuellen gesundheitlichen Zustands bei.
Vorteile
- Verbesserung des gesundheitlichen Wohlbefindens
- Herd zur Bildung von Keimen wird aus Körper entfernt
- risikoarm
- Eingriff bedarf nur weniger Zeit
- Lokalanästhesie genügt für Behandlung
- Krankenkassen übernehmen Behandlungskosten
Nachteile
- postoperative Schmerzen sind möglich
- Maßnahmen nach der Behandlung sind für positiven Heilungsverlauf erforderlich