Die Kataraktoperation: wenn der Graue Star das Sehvermögen beeinträchtigt
Der graue Star ist eine der am häufigsten auftretenden Augenerkrankungen im hohen Alter. Doch die Prognosen sind gut. Mit einer erfolgreichen Operation und sorgfältigen Nachbehandlung ist es möglich, dass ungefähr 90 Prozent aller Betroffenen zwischen 50 und 100 Prozent ihrer ursprünglichen Sehfähigkeit zurückerlangen. Bedingt durch den demografischen Wandel, gilt die Grauer-Star-Operation heute als eine der am häufigsten durchgeführten OPs am Auge.
Das Ziel der OP
Weil eine chirurgische Behandlung des grauen Stars mithilfe eines Operationsmikroskops erfolgt, bezeichnen Augenärzte dieses Verfahren als mikrochirurgische Operation. Das Ziel der Behandlung besteht darin, die getrübte Linse zu beseitigen und durch eine künstlich hergestellte Intraokularlinse zu ersetzen. Normalerweise beseitigen Mediziner nach aktuellem Stand der medizinischen Forschung nicht mehr die komplette Augenlinse. Im Regelfall bleiben bei einem Linsenaustausch die hintere sowie seitliche Linsenkapsel im Auge unberührt. Eine wichtige Voraussetzung zur erfolgreichen Durchführung der Operation ist es, dass die Brechkraft der beseitigten Linse sowie der Intraokularlinse übereinstimmen. Eine Berechnung der exakten Linsenstärke erfolgt, indem die Augenlänge der Betroffenen mit einem Ultraschallgerät vermessen wird sowie die Brechkraft der Hornhaut festlegt.
Tipp der Redaktion: Die Prognosen für die Kataraktoperation sind sehr gut. Nach dem Eingriff verweilt die Linse auf Lebenszeit im Auge. Eine spätere Beseitigung oder ein Austausch sind nicht erforderlich.
Wann rät ein Augenarzt zu einer Grauen-Star-Operation?
Der richtige Zeitpunkt zur Durchführung des Eingriffs ist von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängig. In Absprache mit dem Arzt legen Patient sowie Mediziner den richtigen Zeitpunkt für die operative Behandlung fest. Ein maßgeblicher Faktor ist die Frage, wie hoch die Beeinträchtigung durch das schwindende Sehvermögen im normalen Alltag ist. Müssen Betroffene noch selbst Auto fahren, sind unter einem grauen Star leidende Menschen in regelmäßigen Abständen zu einem Sehtest verpflichtet. Ab einem gewissen Maß der verlorenen Sehkraft ist eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr ausgeschlossen. Persönliche Ängste der Menschen vor der Operation fließen ebenfalls in die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt des Termins ein.
Ist zur Ausübung des Berufs eine spezielle Sehfähigkeit erforderlich, muss die OP zumeist in einem frühen Stadium der Erkrankung erfolgen. Dieser Fall tritt zum Beispiel bei Sportlern, Piloten oder Berufskraftfahrern ein. Leidet ein Patient neben dem grauen Star auch unter anderen Augenkrankheiten, sollte ein Arzt genau entscheiden, welche Verbesserung die Kataraktoperation im Einzelnen erzielen könnte. Folgende Erkrankungen beeinträchtigen die Operationsresultate generell:
Tipp der Redaktion: Im fortgeschrittenen Stadium führt der graue Star zur Erblindung. Droht eine massive Verschlechterung der Sehkraft, sollte die Operation auch bei Angstpatienten durchgeführt werden. Für die meisten Augenärzte ist der Eingriff Routine. Deshalb überwiegen die Aussichten auf eine Verbesserung des Sehvermögens deutlich im Vergleich zu möglichen Komplikationen oder Nebenwirkungen.
Führt der graue Star zu einer deutlichen Eintrübung der Linse, erfolgt die Operation auch ohne Aussichten zur Verbesserung der Sehkraft. Diese Maßnahme ist erforderlich, da die Linsenschwellung rasant zunehmen kann. Ein plötzliches Zerreißen der Linsenkapsel wäre die Folge. Schlimmstenfalls tritt Linseneiweiß aus der Linse aus. Dieser Vorgang verursacht Augenentzündungen mit starken Schmerzen sowie hohem Augendruck.
Tipp der Redaktion: Einige Kinder leiden unter einem angeborenen grauen Star. Diese Jungen und Mädchen müssen unbedingt nach der Diagnosestellung operiert werden. Anderenfalls droht die Gefahr, dass die jungen Patienten niemals richtig sehen können.
Der Verfahrensablauf der Operation des grauen Stars
Bei den meisten Patienten tritt der graue Star an beiden Augen in Erscheinung. Allerdings operieren Augenärzte zumeist erst ein Auge. Die Behandlung am zweiten Auge erfolgt, nachdem der Heilungsprozess am ersten Auge abgeschlossen ist. Die Grauer-Star-Operation wird ambulant durchgeführt. Bei einem normalen Verlauf dauert der Eingriff nicht länger als 20 Minuten an. Da die Katarakt-OP unter örtlicher Betäubung erfolgt, empfehlen Fachärzte zumeist nur eine Gabe von Augentropfen. Ergänzend besteht jedoch die Möglichkeit, die Anästhesie um ein örtliches Betäubungsmittel in der Körperpartie des Auges zu ergänzen. Die Betäubung hat zur Folge, dass der Augapfel schmerzfrei und nicht mehr bewegbar ist. Die Kataraktoperation ist einer der am häufigsten in Deutschland durchgeführten Eingriffe. Welche der verschiedenen Methoden im Einzelnen zur Wahl steht, hängt vom Erkrankungsstadium sowie individuellen Gegebenheiten ab. Folgende Überwachungsmaßnahmen zur Kontrolle des Kreislaufs werden bei allen Therapieansätzen durchgeführt:
- Überwachung über ein Blutdruckmessgerät
- Überwachung der Sauerstoffsättigung
- Überwachung mit einem EKG
Phaceomulsifikation
Eine Eröffnung der Hornhaut erfolgt bei der Phaceomulsifikation über einen etwa drei Millimeter breiten Schnitt. Anschließend nimmt ein Augenarzt die Behandlung wie folgt vor:
- Auflösung und Absaugung des Linsenkerns per Ultraschall oder Laser
- Einsetzen der künstlichen Ersatzlinse über die intakte Linsenhülle, den Kapselsack
- Einsetzen erfolgt durch Beförderung der Ersatzlinse in gefalteter Form durch die Öffnung
- Entfaltung der Linse im Kapselsack
Am Rand der Linse sind zwei elastische Bügel angeordnet, die in der Hülle der Linse einen sicheren Halt ermöglichen. Ohne Narbenbildung verschließt sich der kleine Schnitt an der Hornhaut nach der Operation selbst. Im Anschluss verschließt ein Chirurg die im Vorfeld zurückgeschobene Haut wieder.
Tipp der Redaktion: Ein Vorteil dieser Operationsmethode ist, dass es Patienten leichter möglich ist, ihren Alltag schnell wieder zu bestreiten sowie eine neue Brille anzupassen.
Intrakapsuläre Cataractextraktion (ICCE)
Eine Besonderheit der ICCE-Methode ist es, dass die Augenlinse samt Kapsel aus dem Auge beseitigt wird. Mediziner nehmen für den Linsenaustausch einen acht bis zehn Millimeter großen Schnitt durch die Hornhaut vor, um die Linse im Anschluss mit einem Kältestift einzufrieren. Nach dieser Prozedur wird die Linse entweder in die Vorderkammerlinse oder die Hinterkammerlinse wieder eingefügt. Abschließend vernäht ein Arzt die Wunde mit feinen Nähten.
Tipp der Redaktion: Die intrakapsuläre Cataractextraktion führen Ärzte für gewöhnlich bei einem grauen Star im fortgeschrittenen Stadium durch.
Extrakapsuläre Cataractextraktion (ECCE)
Bei einer extrakapsulären Cataractextraktion eröffnet ein Chirurg die vordere Linsenkapsel über einen rund sieben Millimeter langen Schnitt. Nunmehr wird der Linsenkern in seiner ursprünglichen Form entfernt. Die Kapsel ist nach wie vor intakt, so dass die Kunstlinse in diesen Bereich eingesetzt wird. Diese Verfahrensweise hat sich als besonders schonender Ansatz für die Hornhaut bewährt.
Tipp der Redaktion: Zum ECCE-Verfahren rät ein Augenarzt vor allem dann, wenn der graue Star im fortgeschrittenen Stadium schon die innere Schicht der Hornhaut (Hornhautendothel) in Mitleidenschaft gezogen hat.
Nach dem Eingriff: wie müssen sich Patienten verhalten?
Nach der Operation wird das Auge mit einem Salbenverband versorgt. Patienten und Patientinnen müssen für den Zeitraum unter ärztlicher Obhut verweilen, den die Mediziner empfehlen. Sind behandelte Personen jedoch einige Stunden nach der OP des Katarakts komplikationsfrei, dürfen sie die Ambulanz verlassen.
Tipp der Redaktion: Betroffene sollten bedenken, dass sie nach dem Eingriff nicht allein Auto fahren dürfen. Eine Abholung durch eine dritte Person oder Fahrt mit dem Taxi ist dringend notwendig.
Diese Nachsorgemaßnahmen tragen zu einem schnellen und effektiven Genesungsprozess nach der chirurgischen Behandlung bei:
- am OP-Tag nur leichtes Essen sowie Getränke zu sich nehmen
- Einnahme regelmäßig erforderlicher Arzneimittel durch Absprache mit dem behandelnden Mediziner
- Auge nicht mit Seife in Kontakt bringen, solange die OP-Wunde noch nicht verheilt bzw. mit einem Verband abgedeckt ist
- Verzicht auf körperliche Anstrengungen wie Schwimmen, Radfahren, Saunabesuche oder Tauchen in erster Zeit nach Grauer-Star-Operation
- Verzicht auf Tätigkeiten, die viel Schmutz und Staub erzeugen
- Lesen bzw. TV-Nutzung erst nach etwa einer Woche
- Anpassung (bei Bedarf) einer neuen Brille nach ungefähr vier bis sechs Wochen
Mögliche Komplikationen und Risiken
Die Zahlen sprechen für sich: in 97 bis 99 Prozent aller Fälle treten nach einer Katarakt-OP keinerlei Risiken auf. Dennoch können Augenmediziner einige Komplikationen nicht vollständig ausschließen. Eine mögliche Komplikation ist ein Kapselriss. Hierbei reißt die hintere Kapsel der Linse während der Operation. Dieser Riss entsteht, indem die Netzhaut gegen ihre Unterlage drückt. Als Folge dessen entrinnt über den Linsenriss die sogenannte Glaskörpersubstanz, die schlimmstenfalls eine Netzhautablösung herbeiführt. Diese Komplikation tritt bei etwa sechs bis acht Prozent aller intrakapsulären Operationen ein.
Weitere gesundheitliche Risiken könnten außerdem bei einer Kataraktoperation auftreten:
- Bakterien dringen in Innenbereich des Auges; eine eventuell auftretende Entzündung führt im schlimmsten Fall zur Erblindung
- Blutungen entstehen aufgrund eines Druckanstiegs; Blutungen treten innerhalb der Kapsel oder innerhalb des Auges auf
- Hornhautkrümmung ist bei der extrakapsulären Operation nach der OP womöglich etwas stärker als zuvor; Rückbildung der Krümmung innerhalb weniger Wochen
Tipp der Redaktion: Bemerken Patienten eine verschlechterte Sehschärfe, starke Schmerzen am Auge oder Rötungen, ist eine Konsultation beim Arzt dringend notwendig.
Der Nachstar: was ist das?
Der sogenannte Nachstar, in medizinischer Fachsprache als Cataracta Secundaria bezeichnet, entsteht bei 20 bis 30 Prozent aller Patienten und Patientinnen. Jüngere Menschen leiden unter diesem Phänomen häufiger als ältere Personen. Von einem Nachstar ist die Rede, wenn hintere Bereiche der ursprünglichen Kapsel getrübt sind. Diese getrübten Linsenanteile beseitigt ein Arzt mit einem Laser. Anschließend verbessert sich das Sehvermögen deutlich.
Grauer Star: diese Linsen können verwendet werden
Bei jeder Operation des grauen Stars wird die ursprüngliche natürliche Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Für die Kataraktoperation verwendete Kunstlinsen unterscheiden sich durch folgende Merkmale:
- Implantationsort
- Material
- optische Prinzipien
Implantationsort
Nach ihrem Implantationsort differenzierte Augenlinsen werden nach Vorderkammer-, Hinterkammer- sowie irisgetragenen Linsen unterschieden. Vorderkammerlinsen werden in die vordere Augenkammer direkt vor der Regenbogenhaut eingesetzt und in dieser Position an zwei Bügeln des Kammerwinkels verankert. Eine Vorderkammerlinse setzen Ärzte nur bei der intrakapsulären Cataractextraktion ein. Hinterkammerlinsen werden in den hinter der Regenbogenhaut befindlichen Kapselsack integriert. Ist der Kapselsack nicht mehr vorhanden, erfolgt eine Befestigung der Linse an der Lederhaut bzw. Regenbogenhaut. Irisgetragene Linsen werden über zwei kleine Bügel an der Regenbogenhaut verankert. Allerdings stehen diese Linsenarten in Deutschland in der Kritik. Das Verletzungsrisiko der Regenbogenhaut durch diese Linsen ist relativ hoch.
Materialien
Ist ein Eingriff mit kleiner Schnittführung erforderlich, bevorzugen Ärzte Intraokularlinsen aus Acryl oder Silikon. Ein Vorteil dieser Linsenmaterialien ist ihre Faltbarkeit. Eine OP an der Vorder- oder Hinterkammerlinse führt zu einem Einsetzen von formstabilen Linsen aus Polymethylacrylat. Um Linsen aus diesen Materialien zu verwenden, müssen Mediziner jedoch einen größeren Schnitt durchführen.
Optische Prinzipien
Das optische Prinzip einer Linse ist durch die Charakteristika gekennzeichnet, die die neue Sehkraft betroffener Personen betreffen. Das optische Prinzip der Monofokallinse ist mit der einer Brille vergleichbar. Da diese Linsenart nur einen Brennpunkt besitzt, muss die behandelte Person entweder in der Nähe oder Ferne scharf sehen. Dementsprechend müssen Patienten bereits vor der Kataraktoperation entscheiden, ob sie lieber mit einer Fern- oder Lesebrilleneinstellung leben möchten. Im Gegensatz dazu erlauben Multifokallinsen in der Nähe sowie Ferne eine gute Sehstärke. Diese Linsenart ist darauf ausgerichtet, dass Patienten bei mehr als 80 Prozent ihrer täglichen Aufgaben keine Brille mehr benötigen. Allerdings haben die Multifokallinsen den Nachteil, dass Kontraste nur unscharf gesehen werden und das Auge generell blendempfindlicher ist.
Vor- und Nachteile der Kataraktoperation
Die Kataraktoperation ist ein Eingriff, der betroffenen Patienten keine Wahl lässt. Wird der graue Star im fortgeschrittenen Stadium nicht operiert, droht schlimmstenfalls eine Erblindung. Eine OP des grauen Stars wirkt diesem Krankheitsbild entgegen.
Vorteile
- Wahlmöglichkeiten aus unterschiedlichen Linsenarten und Behandlungsansätzen
- keine vorbereitenden Maßnahmen erforderlich
- gesundheitliche Komplikationen treten nur in Ausnahmefällen ein
- bei medizinischer Notwendigkeit übernehmen Krankenkassen die Behandlungskosten
- Effekt der OP wirkt lebenslang
Nachteile
- Nachsorgemaßnahmen sind für optimalen Heilungsverlauf notwendig
- häufig kann Sehstärke nicht wieder zu 100 Prozent hergestellt werden