Narbenbeseitigung: für ein lupenreines Hautbild
Lange Zeit galten Narben als Ausdruck von Mut und einer bewegten Vergangenheit. Heute betrachten viele Menschen die Ungleichmäßigkeiten auf der Haut als einen Schönheitsmakel, der sich störend auf das Hautbild auswirkt. Doch Narben belasten nicht nur die Seele. Schlimmstenfalls führt das unschöne Gewebe auf sowie unter der Haut auch zu körperlichen Einschränkungen. Hauttumoren können sich aus den Narben bilden. Der physische Entwicklungsprozess von Kindern ist bei Narbenbildung eingeschränkt. Befinden sich die Hauterscheinungen in der Nähe von Gelenken, können diese langfristig Einschränkungen des Bewegungsapparats verursachen: allesamt Gründe, die eine vollständige Narbenbeseitigung rechtfertigen.
Wie entstehen Narben?
Narben sind häufig die Folge eines Unfalls oder einer Operation. Auf der Haut treten die Gewebeformen in unterschiedlichen Schichten in Erscheinung. Wird die sogenannte Epidermis, die Oberhaut, durchtrennt, werden auch die darunter befindlichen Hautschichten in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch erstreckt sich eine Narbe über die Epidermis, die Dermis (Lederhaut) sowie die Subcutis (Unterhaut). Problematisch ist die Bildung der Narben deshalb, weil der menschliche Körper das zerstörte Hautgewebe nicht in adäquater Form ersetzen kann. Im Gegensatz zur Haut ist das Gewebe durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
- eingeschränkte Funktionen der Haut (keine Bildung von Schweißdrüsen, keine Haarbildung)
- Haut ist weniger dehnbar
Auch optisch fallen die Narben aufgrund ihrer helleren, rötlichen Farbgebung auf. Insbesondere diese optischen Merkmale haben zur Folge, dass sich Betroffene bei einer Narbenbildung an gut sichtbaren Körperstellen häufig ausgegrenzt fühlen.
Unterschiedliche Narbentypen im Überblick
Narben werden in drei verschiedene Typen untergliedert:
Keloide (Narbenwülste)
Keloide sind das Resultat einer Überproduktion von Bindegewebe. Optisch sind diese Gewebeformen an ihrem gewölbten und dickeren Äußeren erkennbar. Die häufig stark geröteten Hauterscheinungen sind oft wesentlich dunkler als die umliegende Haut. Die normalerweise über die verletzte Haut hinaus verlaufenden Gewebestrukturen weisen eine unregelmäßige Formgebung auf.
Hypertrophe Narben (Narbenwucherungen)
Hypertrophe Narben entstehen aufgrund einer übermäßig hohen Bildung von Bindegewebe. Im Gegensatz zu Keloiden gehen diese Wucherungen nicht über den einfachen Verletzungsbereich hinaus. Unangenehme Begleiterscheinungen dieser Narben sind das juckende Gefühl oder stetig auftretende leichte Schmerzen.
Atrophe Narben (Narbenvertiefungen)
Bei diesem Narbentyp wird zu wenig Bindegewebe gebildet. Dieser Vorgang hat zur Folge, dass die Narbe optisch auf der Haut einsinkt. Dadurch ist diese Narbe tiefer als die verbleibende Haut angeordnet.
Narben beseitigen: was bewirkt eine Entfernung?
Eine Narbenkorrektur führt bei einem erfolgreichen Verlauf zu einer deutlichen Verbesserung des betroffenen Hautbilds. Das bedeutet, dass die markante Farbgebung sowie der Umfang der Narbe nach der Behandlung markant minimiert werden. Dennoch sollten sich Betroffene bewusst machen, dass eine vollständige Narbenentfernung so gut wie gar nicht möglich ist. Deshalb sind Betroffene gut beraten, keine zu hohen Anforderungen an die Ergebnisse der Narbenkorrekturenzu stellen. Der Erfolg einer Narbenbeseitigung hängt hauptsächlich von diesen Faktoren ab:
- Lokalisation der Narbe
- Lebensalter der Patienten und Patientinnen
- erblich bedingte Faktoren
- Hautfarbe
- Hauttyp
- ursprüngliche Größe der Narbe
Muss ein Arzt eine besonders große Narbe behandeln oder treten durch eine Narbenentfernung Komplikationen auf, ist im Einzelfall ein Folgeeingriff erforderlich.
Methoden der Narbenbeseitigung
Für eine Narbenbehandlung stehen Betroffenen unterschiedliche Methoden zur Wahl. Doch nicht jede Therapie kommt für jeden Narbentypen in Betracht. Zudem ist der Zeitpunkt der Entfernung der Narben mit Bedacht zu wählen.
Tipp der Redaktion: Weil eine Herausbildung der Narben erst nach sechs bis zwölf Monaten gänzlich abgeschlossen ist, werden Narbenbeseitigungen auch erst nach diesem Zeitraum durchgeführt. Generell ist eine „reife“ Narbe an ihrer blassen Farbgebung sowie Schmerzlosigkeit erkennbar. Unreife Narben zeichnen sich hingegen durch eine rötliche Farbgebung, Juckreiz oder dauerhafte leichte Schmerzen aus.
1. Operative Methoden
Chirurgische Narbenkorrektur
Ein Beispiel für diese Spezifizierung ist die Operation, die sich in der Chirurgie bei einer Behandlung von Keloiden bewährt hat. Bei dieser Behandlungsmethode wird die Narbe zumeist komplett entfernt, um anschließend die Wundränder neu zu vernähen. Ein wichtiges Ziel der Narbenbeseitigung in dieser Form besteht darin, dass die Haut nach dem Eingriff nicht gespannt sein darf. Bei einer Operation größerer Narbenbereiche ist im Einzelfall eine Gewebeexpansion anliegender Hautflächen sinnvoll. Für diese Therapie wird unter der Haut ein Silikonballon eingeführt, dessen Volumen wochenweise gesteigert wird. In den meisten Fällen wird die operative Narbenbeseitigung mit einer örtlichen Betäubung vorgenommen.
2. Nicht-operative Methoden
Lasertherapie
Die effizienteste nicht-invasive Methode ist die Lasertherapie. Dieses Verfahren hat sich bei einer optischen Aufhellung dunkler Narben sowie einer Einebnung erhabener oder eingesunkener Gewebeformen bewährt. Besonders häufig greifen Dermatologen oder Schönheitschirurgen zu einem CO2-Laser oder Erbium-YAG-Laser. Diese Laserarten sind in der Lage, per Laserstrahl das wasserhaltige Gewebe aufzunehmen sowie eine Abtragung mehrerer Hautschichten zu erzielen. Das Resultat der Laserbehandlung ist eine Wunde an der Hautoberfläche, auf der sich Schorf bildet. Dieser Schorf fällt nach etwa zwei bis vier Wochen ab, weil sich die Haut an den behandelten Körperstellen erneuert.
Unterspritzung mit Kortison
Diese nicht-operative Form der Narbenkorrekturen wird bei Narbenwucherungen eingesetzt, um das Gewebe zu verflachen. Die Methode wird insbesondere bei Keloiden sowie hypertrophen Narben angewendet und ist durch diese Merkmale gekennzeichnet:
- Dünne Infektionsnadel wird unmittelbar in das Narbengewebe injiziert.
- Im Bedarfsfall sind weitere Behandlungen in drei- bis vierwöchigen Intervallen möglich.
- Gelegentlich ist eine Kombination mit einer Kryotherapie ratsam.
Kryotherapie
Diese Therapieform wendet Kälte mit der Intention an, eine Zerstörung des Narbengewebes herbeizuführen. Narbenwülste sowie Narbenwucherungen werden mit flüssigem Stickstoff behandelt, damit sich das Gewebe zusammenzieht und nicht mehr durchblutet wird. Die Kryotherapie führt zu einer Bildung von Blasen des Narbengewebes, das abstirbt und sich anschließend löst. Der Abheilungsprozess erstreckt sich über maximal vier Wochen.
Tipp der Redaktion: Die Kryotherapie kommt in erster Linie für eine Behandlung kleinflächiger Narben in Betracht. Dieses medizinische Verfahren ist relativ schmerzhaft.
Das chemische Peeling hat sich als Methode zur Behandlung atropher Narben bewährt. Bei dieser Therapie werden Phenol, Fruchtsäuren sowie Trichloressigsäure auf den behandelten Stellen aufgetragen, um ein Abschälen der Haut zu bewirken. Indem Fachärzte die verwendeten Säuren neutralisieren, beschränkt sich der Peelingprozess auf eine bestimmte Tiefe. Als Folge dessen treten die Narben nach der Therapie wesentlich abgeschwächter in Erscheinung. Diese Anwendung wird unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose vorgenommen.
Druckbehandlung mit Druckverbänden
Die Druckbehandlung basiert auf der verminderten Wirkung der Blutversorgung durch größeren Druck. Eine Bildung von überschüssigem Kollagen wird verhindert. Die Folge: die Narbe flacht ab. Für diese Therapie setzen Ärzte Druckinstrumente wie Stents oder Magnetknöpfe ein. Diese Therapiemethode bedarf unterschiedlicher Voraussetzungen.
- Druck beträgt 20 – 30 mmHg
- Zeitansatz für Druckaufbau: 24 Stunden pro Tag
- kompletter Behandlungszeitraum: 6 – 24 Monate
- für Patienten mit Hang zu überschüssiger Narbenbildung und bei Narbenbildung im Ohr geeignet
Bei einer Dermabrasion schleifen Mediziner die betroffenen Hautstellen mit einem speziellen Gerät ab. Indem die Behandlung der obersten Hautschicht die Regeneration von Hautzellen anregt, erscheint die Hautoberfläche nach der Behandlung ebener. Bei einer sehr tiefen Dermabrasion führen Ärzte den Eingriff unter Vollnarkose durch. Anderenfalls wird eine lokale Betäubung bevorzugt. Dieses Verfahren wird beispielsweise häufig bei einer Behandlung von Aknenarben oder der Faltenbehandlung angewendet.
Tipp der Redaktion: Diese Behandlungsform bedarf einer intensiven Nachbehandlung.
Silikonplatten/Silikongele
Bei einer Narbenbehandlung wird Silikon in Form von Auflagen, Kissen, Folien, Cremes oder Gels verabreicht. Die einzelnen Silikone kommen über einen Zeitraum von 12 bis 24 Stunden zwischen 12 und 24 Stunden am Tag mit dem Narbengewebe in Kontakt. Eine Anwendung mit Silikon verringert eine verstärkte Bildung von hypertrophen Narben sowie Keloiden deutlich. Weil Silikone eine Bildung von Wassereinlagerungen in der Narbe begünstigen, wirkt die Hauterscheinung elastischer. Erste Erfolge stellen sich ungefähr zwei Monate nach der Behandlung ein.
3. Weitere Formen der Narbenbeseitigung
- 5-Fluorouracil (Verhinderung einer Vermehrung bzw. Teilung der Bindegewebszellen innerhalb der Narbe)
- Interferon (Injektion ins Narbengewebe, Verringerung lokaler Durchblutung)
- Zwiebelextrakt (Minderung überschüssiger Narbenbildung)
Die richtige Nachsorge nach der Beseitigung der Narben
Der Umfang der Nachsorge hängt von der gewählten Art der Narbenbeseitigung sowie dem jeweiligen Narbentypen ab.
Bei einer Nachsorge atropher Narbenbehandlungen sollten Betroffene beispielsweise auf körperliche Anstrengungen, übermäßige Wärme oder starke Berührungen im behandelten Bereich verzichten. Kühlende Gels begünstigen den Abheilprozess dieser Narbenbeseitigung. Wurde bei einer Entfernung der Narben Gewebe abgetragen, ist eine ausreichende Pflege mit Wundsalben und anderen medizinischen Präparaten unerlässlich. Leichte Massagen sind eine sinnvolle Nachsorgemaßnahme, um eine Schließung der Wunde anzuregen und das neu geformte Gewebe zu mobilisieren.
Ein besonders großer Nachsorgeaufwand besteht bei mithilfe einer Hautverpflanzung zu beseitigenden Narbenkontraktionen oder wuchernden Gewebeformen. Diese Krankheitsbilder bedürfen neben einer regelmäßigen Pflege mit Wund- und Heilsalben einer intensiven Nachbehandlung. Generell müssen die betreffenden Hautstellen nach einer Narbenbehandlung vor Sonnenstrahlen geschützt werden. Wundheilungs- sowie Pigmentstörungen lassen sich durch Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor vermeiden.
Tipp der Redaktion: Eine sorgfältige Nachsorge des behandelten Narbengewebes ist unerlässlich, um keine neuen Störungen der Narbenentwicklung hervorzurufen. Besonders wichtig ist die Nachsorge für ältere Menschen, bei denen die Regenerationsfähigkeit der Haut deutlich nachlässt.
Welche Komplikationen können auftreten?
Die Art etwaig auftretender Komplikationen wird durch die Behandlungsform bestimmt, die Patienten und Patientinnen auswählen. Häufig sind bereits die narbenspezifischen Eigenschaften eine ausschlaggebende Komponente für die Wahl der therapeutischen Methode.
- Risiken einer operativen Entfernung: hohe Wahrscheinlichkeit einer Neubildung der Narbe, für eine Operation typische Komplikationen sind nicht auszuschließen (starke Blutungen, Schwellungen, Narkoserisiko)
- Risiken einer Lasertherapie: Rötungen, Schwellungen, verminderte bzw. verstärkte Hautpigmentierung, neue überschießende Narbenbildung, dermatologische Wundbehandlung nach Lasertherapie dringend erforderlich
- Risiken einer Unterspritzung mit Kortison: Pigmentstörungen, Entstehung feiner Äderchen, dünner werdende Haut
- Risiken der Kryotherapie: Kombinationsbehandlung mit Kortison erforderlich, Pigmentstörungen, erhöhte Wahrscheinlichkeit für Neubildung von Narben
- Risiken eines chemischen Peelings: eingeschränkte Herzfunktion bei Anwendung von Phenol
- Risiken der Dermabrasion: Sonnenlichtempfindlichkeit, Pigmentstörungen, relativ große Wahrscheinlichkeit einer Narbenneubildung (insbesondere bei sehr tiefer Dermabrasion)
- Komplikationen bei Druckbehandlungen: dauerhaftes Tragen der Druckverbände über mehrere Monate
- Risiken einer Anwendung mit Silikongel: unpraktische Anwendung zahlreicher silikonhaltiger Anwendungsformen
Preise für Narbenkorrekturen
So vielfältig, wie die Methoden der Narbenkorrektur und die Narben selbst sind, so unterschiedlich sind auch die Preise. Ausschlaggebende Komponenten für die anfallenden Kosten sind:
- Art der Narbe
- Größe der Narbe
- ausgewählte Methode für Narbenbeseitigung
Die Höhe des Honorars des behandelnden Arztes sowie die Klinikwahl tragen ebenfalls zur Preisbildung bei. Generell sind die Kosten für nicht-operative Maßnahmen jedoch oft im dreistelligen Bereich angesiedelt. Der Kostenumfang für einen operativen Eingriff ist zumeist höher. Allerdings müssen Betroffene für nicht-operative Behandlungen häufig mehrere Sitzungen einplanen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen.
Übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Narbenbeseitigung?
Wurden die Narben durch einen Unfall oder eine Operation verursacht, übernehmen Krankenkassen im Regelfall die Behandlungskosten. Eine wichtige Voraussetzung ist die bestehende medizinische Indikation, die bei Patienten oder Patientinnen vorliegen muss. Dennoch tragen gesetzliche Krankenversicherungen nicht die Kosten für alle Therapieformen. Ist die Wirksamkeit von klassischen Behandlungsformen wie einer Operation oder Kryotherapie als gesundheitsfördernd nachgewiesen, übernehmen Krankenkassen die Kosten für die Therapiemaßnahmen. Allerdings müssen die Narben für eine Kostenübernahme zu physischen Einschränkungen wie Problemen der Beweglichkeit führen. Für rein kosmetische Eingriffe wie Lasertherapien übernehmen Krankenkassen keine Kosten. Inwiefern sich private Krankenversicherungen zu einer Übernahme der finanziellen Aufwendungen bereit erklären, hängt in erster Linie von individuellen Vertragsbedingungen sowie deren Kulanz ab.
Vor- und Nachteile der Behandlung
Eine erfolgreich durchgeführte Narbenbeseitigung ebnet häufig den Weg zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität. Betroffene fühlen sich – im wahrsten Sinne des Wortes – in ihrer Haut wieder wohl. Dennoch gibt es auch einige Aspekte, die gegen eine Narbenbeseitigung sprechen.
Vorteile
- schonende Behandlungsmethoden sind möglich
- im Erfolgsfall deutlich verbessertes Hautbild
- gesteigertes Wohlbefinden
- bei bestehender medizinischer Indikation übernehmen Krankenkassen die Kosten
- Minderung von Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats sowie Schmerzen
Nachteile
- vollständige Entfernung der Narben ist nicht möglich
- einige Behandlungen erstrecken sich über mehrere Monate oder Jahre
- Risiken wie Rötungen oder Schwellungen lassen sich oft nicht vermeiden