Operation von Weit- und Kurzsichtigkeit für eine klare Sicht

Die Zahlen sprechen für sich: fast jeder vierte in Europa lebende Menschen zwischen 20 und 30 Jahren ist kurzsichtig. Auch Weitsichtigkeit ist weit verbreitet. Von dieser Erkrankung ist ungefähr jede fünfte Person betroffen. Kontaktlinsen oder eine Brille sind medizinische Hilfsmittel, die diesem Problem entgegenwirken. Doch es gibt auch chirurgische Möglichkeiten. So werden in zahlreichen deutschen medizinischen Zentren laserchirurgische Maßnahmen durchgeführt, die einer Korrektur der Brechungsfehler im erkrankten Auge dienen.

Für wen sind die Operationen geeignet?

Ein erfahrener Augenarzt sollte entscheiden, ob die individuelle Form der Fehlsichtigkeit über chirurgische Eingriffe ausgeglichen werden kann. Zumeist können Mediziner bereits im Vorfeld relativ gut die Erfolgsaussichten der chirurgischen Behandlungen abschätzen. Eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Operation ist eine stabile Kurz- oder Weitsichtigkeit. Das bedeutet, dass sich die Dioptrienwerte der Augen seit einigen Jahren auf einem konstanten Niveau bewegen. Allerdings sind die medizinischen Verfahren keine Garantie dafür, dass Patienten sowie Patientinnen mit einer Hornhautverkrümmung nach der Behandlung komplett auf Brillen oder Kontaktlinsen verzichten können.

Bestehen Gegenanzeigen für eine Operation an den Augen?

Nur kompetente Augenärzte wissen genau, welche Personengruppen mit speziellen Fehlsichtigkeiten für den Eingriff in Betracht kommen. Normalerweise schätzen Mediziner die Patienten als ungeeignet ein, deren Dioptrienzahl sich noch stark verändert. Diesen Veränderungen unterliegen beispielsweise junge Menschen, die sich noch im Wachstum befinden.

Tipp der Redaktion: Da die Verformbarkeit der Linse mit steigendem Alter nachlässt, leiden sehr viele Menschen unter der sogenannten Altersweitsichtigkeit. Diese Erkrankung ist operativ nicht korrigierbar.

Mögliche Formen der Anästhesie

Die Wahl der Anästhesie hängt vor allem von der individuellen Behandlungsmethode ab. Augenärzte entscheiden sich in der Praxis entweder für die Leitungs- oder Lokalanästhesie:

  • Leitungsanästhesie: bei Einsetzen einer Kunststofflinse; Schutzreflex des Auges wird unterdrückt; Auge ist bewegungs- und schmerzlos
  • Lokalanästhesie durch Augentropfen: bei LASEK- und LASIK-Methode sowie Photorefraktärer Keratektomie (PRK)

Operation der Kurz- oder Weitsichtigkeit: der Verfahrensablauf

Pro Auge dauert die Operation nicht länger als 20 bis 30 Minuten an. Die chirurgischen Verfahren zum Ausgleich einer Kurz- oder Weitsichtigkeit sind relativ ähnlich.

Photorefraktive Keratektomie

Eine mögliche Methode zur Behandlung der Kurzsichtigkeit ist die PRK, die Photorefraktive Keratektomie. Dieses Verfahren bewährt sich seit einigen Jahren bei einer Kurzsichtigkeit von bis zu minus 6 Dioptrien. Die chirurgische Behandlung führt ein Augenarzt in folgenden Schritten durch:

  1. Einsetzen eines Lidsperrers (verhindert unbeabsichtigtes Schließen des Auges)
  2. Entfernung der obersten Deckschicht auf der Hornhaut
  3. Abtragung der Hornschicht (je nach Ausmaß der Fehlsichtigkeit um bis zu 20 Prozent)

Dieser Behandlungsansatz verändert den Brechwert der Hornhaut – Mediziner bezeichnen das Körperteil als Cornea – so stark, dass ein Ausgleich der Fehlsichtigkeit erfolgt.

LASIK-Verfahren

Das LASIK-Verfahren kennzeichnet die sogenannte Laserassistierte In-Situ-Keratomileusis. Diese Methode wenden Fachärzte an, um Kurzsichtigkeiten von bis zu acht Dioptrien über das Augenlasern zu regulieren. Im Gegensatz zur Photorefraktiven Keratektomie schleifen bzw. lasern Mediziner bei dem LASIK-Verfahren die Innenseite der Hornhaut ab. Diesen Eingriff führt ein Augenarzt durch, indem dieser eine dünne Scheibe der Hornhaut mit einem automatisch gesteuerten Hobel abtrennt. Anschließend klappt der Arzt die Cornea auf. Hat ein Mediziner den Innenbereich der Hornhaut mit einem Laser abgeschliffen, klappt dieser die Hornhautscheiben im Anschluss wieder zurück. Dieser Teil der Hornhaut saugt sich von allein am restlichen Auge fest.

LASEK-Behandlung

Die LASEK-Behandlung, die Laserepitheliale Keratomileusis, verfolgt ein ähnliches Prinzip wie das LASIK-Verfahren. Allerdings werden die Hornhautscheiben bei dieser Prozedur nicht einfach abgeschnitten. Im Vorfeld wird die Hornhaut für etwa 30 Sekunden mit 20%igem Alkohol benetzt. Diese Mischung, das Äthanol, bewirkt eine Ablösung der obersten Hornhautschicht. Nunmehr kann ein Arzt bis ins Innere der Hornschicht vordringen. Anschließend breitet ein Augenarzt die schützende Schicht über der Wundfläche aus.

Einsetzen einer Kunstlinse

Die künstliche Augenlinse, auch als intraokulare Kunstlinse bezeichnet, wird bei einer starken Kurzsichtigkeit zwischen 10 und 20 Dioptrien eingesetzt. Diese Linse positionieren Augenärzte ergänzend zur vorhandenen Linse vor oder hinter der Regenbogenhaut. Diese Prozedur vollziehen Mediziner in folgenden Schritten:

  1. Auge wird im Randbereich der Hornhaut über ungefähr 3 Millimetern eröffnet
  2. Einschieben der Kunstlinse
  3. Befestigung der Linse mit zwei flexiblen Haken zwischen Regenbogenhaut und Hornhautrückfläche oder direkt an der Regenbogenhaut

Die an der Hornhaut entstehende Öffnung schließt sich normalerweise von allein. Bei einigen Krankheitsbildern ist es empfehlenswert, das Einsetzen der Kunstlinse mit der LASIK-Methode zu verbinden.

Die Verfahren zur Korrektur einer Weitsichtigkeit ähneln den Behandlungsansätzen der Kurzsichtigkeit. Eine Weitsichtigkeit von bis zu 3,5 Dioptrien ist mit dem LASIK- oder LASEK-Verfahren korrigierbar. Liegt eine starke Weitsichtigkeit von bis zu acht Dioptrien vor, ist ein Ausgleich durch die zusätzliche Verwendung einer Kunststofflinse möglich.

Tipp der Redaktion: Diagnostizieren Augenmediziner eine massiv ausgeprägte Kurzsichtigkeit von mehr als 20 Dioptrien, nehmen Fachärzte die Linse des erkrankten Auges heraus. Diese Linse wird durch eine künstlich erstellte Hinterkammerlinse ersetzt. Dieser Behandlungsansatz wird als „CLE“, Clear Lens Extraction, bezeichnet.

Tipps zur postoperativen Pflege

Auch wenn die Augenoperationen ambulant durchgeführt werden, müssen Patienten und Patientinnen nach dem Eingriff mit einer zusätzlichen Beobachtungszeit rechnen. Diese medizinische Überwachung dauert so lange an, bis sich Betroffene fit genug für den Heimweg fühlen.

Tipp der Redaktion: Patienten sollten bedenken, dass sie nach der Behandlung keinesfalls allein Auto fahren dürfen. Mögliche Optionen sind Bestellungen eines Taxis oder Transporte durch Freunde oder Familienmitglieder.

Unmittelbar nach der Operation erhalten operierte Personen einen Augenverband, der für etwa 12 bis 24 Stunden auf dem Auge verbleiben muss. Betroffene müssen darauf achten, dass das Auge in den ersten Tagen nach der Behandlung nicht gerieben wird. Ist eine fachärztliche Bewertung des Behandlungsergebnisses nach dem LASIK-Verfahren sofort möglich, tritt bei anderen Vorgehensweisen der umgekehrte Fall ein. Bei diesen Therapieansätzen ist es gängig, dass sich das Sehvermögen nach dem Eingriff zuerst verschlechtert. Im Rahmen dieser chirurgischen Therapien ist es üblich, dass die Brechkraft der Augen in den ersten sechs Wochen stark schwankt und das Fokussieren von Objekten im Nahbereich relativ schwierig ist. Blendungsempfindlichkeiten der Augen sind ebenfalls normal. Folgende Maßnahmen erleichtern den Heilungsprozess:

  • Arbeit in staubiger Luft nach PRK-Operation für mindestens zwei Wochen vermeiden
  • von behandelnden Ärzten verordnete entzündungshemmende Augentropfen nach Vorschrift einnehmen

Welche Risiken sind mit solchen Operationen verbunden?

Die Hornhaut ist ein Teil des Körpers, der sich dem Auge jedes Menschen individuell anpasst. Deshalb ist es bei Laserbehandlungen besonders schwierig, eine präzise Korrektur der Hornhaut vorzunehmen. Ein Risiko der chirurgischen Behandlung besteht darin, dass ein Restfehler von 1,0 Dioptrie bestehen bleibt. Deshalb ist nach fünf bis zehn Prozent aller Therapien eine Nachbehandlung erforderlich. Das Risiko bleibender Schäden durch die Operationen ist in Anbetracht des aktuellen Stands der Technik sehr gering. Im Gegensatz dazu lassen sich folgende unangenehmen Begleiterscheinungen nicht 100%ig ausschließen:

  • Infektionen
  • Narbenbildungen
  • ungleichmäßige bzw. unzureichende Korrekturen
  • vermehrte Blendung oder Bildung von Doppelkonturen bei der LASIK- oder PRK-Methode
  • Beschwerden durch zu trockene Augen
  • herabhängendes Augenlid (Ptosis)
  • Keratektasie (verletzte Hornhaut stülpt sich aufgrund Hornhautverdünnung nach außen; die Sehschärfe verändert sich ständig)
  • beeinträchtigte Nachtsicht oder Dämmerungssicht

Tipp der Redaktion: Generell sollten Patienten bedenken, dass laserchirurgische Behandlungen nicht rückgängig gemacht werden können. Deshalb sollten sich Betroffene genau darüber bewusst sein, ob sie die Risiken der Operationen tolerieren könnten.

Wer trägt die Kosten für die Operationen?

Die LASEK- und LASIK-Methoden sowie die Photorefraktive Keratektomie werden von gesetzlichen Krankenversicherungen finanziell grundsätzlich nicht unterstützt. Im Gegensatz dazu tragen einige private Krankenkassen die entstehenden Kosten partiell oder gar vollständig. Pro Auge müssen Betroffene Behandlungspreise von 1.000 bis 3.000 Euro einplanen.

Vor- und Nachteile von Operationen bei Kurz- und Weitsichtigkeit

Operationen bei Kurz- und Weitsichtigkeit führen bei erfolgreichem Verlauf zu einer spürbaren Verbesserung der Sehfähigkeit. Die Lebensqualität wird gesteigert. Betroffene können – im wahrsten Sinne des Wortes – positiver in die Zukunft schauen. Dennoch sollte dieser Schritt gut durchdacht sein.

Vorteile

Nachteile